Das Fenster 116 stammt aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts, datiert auf 1228 bis 1231. Es handelt sich um ein zweibahniges Obergadenfenster mit jeweils zwei überlebensgroßen Figuren, die Gesichter einander zugewandt. Den oberen Abschluss des Fensters bildet eine große, mehrteilige Rosette, die sich aus einem Kreis mit acht Blättern, umgeben von zwölf Vierpässen zusammensetzt.
In der Lanzette A werden ein Geistlicher mit Tonsur, links und St. Nichasius, rechts dargestellt. Beide Figuren sind durch die Attribute Heiligenschein und Buch gekennzeichnet. Der Geistliche trägt über seinem Kopf die Inschrift S.X[IST]OFOR[US], welche vermuten lässt, dass es sich hier um St./Hl. Christophorus handelt, das Lektionar in Chartres jedoch beschreibt die Figur lediglich als sehr großen, bärtigen Laien, was die Zuordnung nicht eindeutig macht. Die bärtige Figur rechts trägt die Inschrift S.NICHASIVS im Sockelbereich. Beide Darstellungen sind gekennzeichnet durch ihre überlebensgroße, überstreckte Ausführung, sowie die unnatürliche und steife Haltung. Im Sockelbereich des Fensters erstreckt sich über zwei Reihen die Stifterfigur, ein Geistlicher, die Hände zum Gebet erhoben. Neben ihm befindet sich ein Kreuz mit dem Geburtstuch Jesu.
Die Lanzette B zeigt als Standfiguren, links, den Heiligen Dionysios, der die Oriflamme an Jean Clément übergibt. Die Inschrift S. DIONISIVS, sowie eine Mitra, Heiligenschein und ein Buch in der linken Hand identifizieren ihn. Die rechte Figur wird geprägt durch die ritterliche Ausrüstung mit dem Wappen der Familie Clément als Brustzier. Dieses Wappenwiederholt sich auch im Sockelbereich der Lanzette. Die Lanzette unterscheidet sich zur Lanzette A vor allem durch eine leicht geschwungene Körperhaltung, eine natürlich florale Randgestaltung und eine Stimmigkeit der Darstellung.
Die Rosette, mittig oberhalb der beiden Lanzetten, zeigt Johannes den Täufer als bärtigen Mann im Fellgewand mit rotem Heiligenschein, das Lamm Christi auf dem linken Arm. Umgeben wird die Figur von floralem Zierwerk und im unteren Bereich dem Wappen der Familie Clément. Die Abbildungen in diesem Teil des Fensters unterscheiden sich wiederum von den beiden Lanzetten und bilden anscheinend ein Bindeglied. Vor allem werden die floralen gestalterischen Elemente wie Weinranken, vierblättrige Pflanzen und Kreuzschraffur, von beiden Lanzetten aufgegriffen, aber auch in der figürlichen Darstellung sind Parallelen zu finden, z. B. in den Faltenwürfen, erste Zeichen einer Individualisierung der Figuren. Insgesamt umfasst das Fensterensemble 117 Einzelfelder verschiedenster Größen.
Exemplarisch wurde auch an einem Feld ein 3D Weißlichtscan durchgeführt. In Zusammenarbeit mit der Uni Bamberg wurde dieses Gerät zur topografischen Oberflächenanalyse getestet, um detaillierte Informationen über den Abtrag der Schmutz- und Korrosionsschichten zu erhalten und ggf. verlorene Malerei wieder sichtbar zu machen.
Zur Reinigung der Felder wurden in Zusammenarbeit mit dem LRMH (Laboratoire de Recherche des Monuments Historiques) die verschiedenen Auflagen und Zusammensetzungen der Korrosionsprodukte analysiert. Auf dieser Basis wurde ein Restaurierungskonzept erstellt, dass dem Eigentümer und dem Architekten dann vorgestellt wurde. Die Innenreinigung begann mit partieller Oberflächenbeneblung durch ein 70%tiges Ethanol-Wasser Gemisch. Dieser Vorgang wurde zweimal wiederholt um aktive Mikroorganismen und nach der Beneblung wieder aufkeimende Sporen abzutöten. Danach konnte eine kontrollierte Pinselreinigung unter dem Mikroskop erfolgen. Parallel mussten die fragilen Malschichten mit einem Akrylat gesichert werden. Abstehende Malschichten sind in diesem Zuge durch leichtes Erwärmen mit dem Heizspatel wieder gelegt worden.
Nach ihrem Ausbau und Transport nach Paderborn wurden die einzelnen Scheiben im hauseigenen Fotostudio der Glasmalerei Peters professionell für eine detaillierte Dokumentation fotografiert. Die Fotografien dienten dann als Grundlage zur digitalen Kartierung der vorgefunden Schäden an Blei, Glas und Bemalung. Über spezielle Programme erfolgt die Kartierung in der Glasmalerei Peters direkt am Computer, um so einerseits eine möglichst hohe Genauigkeit zu erzielen, und andererseits die Dokumentation, ohne Qualitätsverlust, beliebig oft vervielfältigen zu können.
Um die stark korrodierte und mit Korrosionsprodukten verkrustete Außenseite zu behandeln, wurde in der Glasmalerei Peters ein Verfahren angewandt, das von den klassischen, leicht aggressiven Methoden abweicht. Es bot sich auf Grund der Zusammensetzung des Korrosionsproduktes die Möglichkeit mit CO3 Ionentauschern die Korrosionskrusten in ein leicht lösliches Produkt zu wandeln, das mit einfachen Kunststoffspateln abgehoben werden konnte. Der Vorteil des Ionentauschers ist, dass man keine aggressiven Lösungsmittel auf die historische Substanz aufbringt und der Prozess direkt nach Abnahme des Gemenges abgeschlossen ist. Bei den verwendeten Ionentauschern handelt es sich um ein Harz, das in fester Form aufgetragen und durch destilliertes Wasser aktiviert wird. Der Prozess kann durch die feste Auftragsform genau kontrolliert und gesteuert werden.
Andere Mittel wie EDTA dagegen können in Form getrockneter Restbestände auf dem Glas durch Kondenswasser wieder aktiviert werden und somit weitere Schäden am Glas hervorrufen. Die von der Glasmalerei Peters verwendete Reinigungsmethode dagegen ist absolut risikofrei und somit denkmalpflegerisch optimal. Das Ergebnis war letztendlich überzeugender als Versuche mit anderen Mitteln und Methoden, Zudem konnten wir eine letzte schützende Korrosionsschicht auf dem Glas belassen, um die darunterliegende Gelschicht nicht zu verletzen.
Der Wiedereinbau vom 19. bis 25. Januar 2013 erfolgte trocken, da die Fenster zukünftig hinter einer Schutzverglasung von Innenluft umspült - quasi museal -, an ihrem alten Platz aufbewahrt werden.